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AutorenbildBo Rosenmüller

„What The Health – mentale Gesundheit für Künstler:innen - braucht Genie Wahnsinn?"

Aktualisiert: 12. Dez. 2023


Bo Rosenmüller als Panel Host, Psychologe Padberg, Coach Wolfgang Wimmer, Simon Licht und Stefanie Stappenbeck
Green Actors Lounge 2022 in Berlin. Panel wurde gehostet von Coach, Bo Rosenmüller. Die Gäste v.l. Thorsten Padberg (Psychologe), Wolfgang Wimmer (Mentor), Simon Licht (Schauspieler) und Stephanie Stappenbeck (Schauspielerin)
Die Schauspielerin Romy Schneider hat mal gesagt:„Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“

Warum sind Kreative, Künstler:innen und Schauspieler:innen oft hochsensibel und fragil im realen Leben? Weil genau da, in der Verletzlichkeit und außerhalb der Komfortzone unser kreativstes Potential liegt. Es braucht Mut, die Komfortzone zu verlassen, das Ego beiseitezuschieben und sich zur Verfügung zu stellen. Das versteht ich persönlich unter Wahrhaftigkeit.


Kurt Krömer beschreibt in seinem Buch „Glaub nicht alles, was Du denkst“ sehr ausführlich und offen über seine langjährige Depressionserkrankung, seinem Aufenthalt in der Klinik und über seinen Heilungsprozess. Was ihn während seiner Genesung beunruhigt: dass er seine, Kreativität verlieren könnte, wenn er wieder gesund ist. Und das geht vermutlich vielen Künstlerinnen und Künstlern so, denn viele Werke sind in depressiven Phasen entstanden.

Braucht Genie wirklich Wahnsinn? Was wäre, wenn es umgekehrt ist und Kunst eine Form der Therapie und der Aufarbeitung der psychischen Leiden ist. Eine Ausdrucksform, mit psychischer Krankheit umzugehen, also ein Ventil. Kurt Krömer jedenfalls ist jetzt, wie er sagt, gesundet, und kreativer und sicherlich auch glücklicher denn je.

An deutschen Schauspielschulen wird immer noch zu wenig Achtsamkeit und Selfcare vermittelt.
(v.l.) Thorsten Padberg, Simon Licht, Stephanie Stappenbeck, Bo Rosenmüller, Wolfgang Wimmer

Künstler:innen sollten früh lernen ihre Psyche zu schützen. Nur leider wird Achtsamkeit und Selfcare in deutschen Schauspielschulen noch zu wenig Beachtung geschenkt. Schauspieler:innen werden immer noch darauf trainiert stets JA zu sagen, unkompliziert zu sein und keine eigene Meinung zu haben. Hier bedarf es noch eine menge Arbeit.




Schauspielerin Stephanie Stappenbeck zu Traumata im Beruf
Schauspielerin Stephanie Stappenbeck auf der Green Actors Lounge 2022 in Berlin

Stefanie Stappenbeck erzählt im Panel, wie sie in einer ihrer ersten Produktionen, da war sie 12 Jahren alt, bei Kälte und Nachtdreh vom Regisseur so kritisiert wurde, weil sie nicht liefern konnte, was er erwartet hat, dass sie für den Rest der Produktion verunsichert und blockiert war. Kein Wunder. Jeder Mensch reagiert auf Ablehnung mit Verschlossenheit und Rückzug. Sie hat viel an sich gearbeitet, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Achtsamkeit ist zu ihrer täglichen Routine geworden. Viel Bewegung, Meditation, sie nimmt sich Pausen, das ist ihr wichtig. Sie macht derzeit eine Weiterbildung als Familienaufstellerin.


Und auch Simon Licht, hatte nicht nur helle Tage in seiner Karriere. Geplagt von Versagensängsten, Panikattacken auf der Bühne, suchte er sich vor vielen Jahren Hilfe bei Therapeuten und alternativen Heilmethoden. Heute hilft er als Botschafter bei der Stiftung deutscher Depressionshilfe bei der Aufklärung und ermutigt Menschen dazu mit ihrem Leiden rauszugehen und sich Hilfe zu suchen.


Menschen mit mentalen Problemen schämen sich oft für ihr Leiden. Psychische Belastung ist kein Zeichen von Schwäche
v.l. Wolfgang Wimmer, Simon Licht, Stephanie Stappenbeck

Als Coach und Mentor kennt Wolfgang Wimmer so einige Schattenseiten. Schließlich hat er fast alle Berufe vor, hinter und neben der Kamera ausgeübt. Er bereitet nicht nur Schauspieler und Schauspielerinnen auf ihre Rollen und Auftritte vor, hat auch mit vielen Politikern und Managern an deren Blockaden gearbeitet. Er sagt, dass er derjenige ist, den seine Klienten mitnehmen, wenn sie in ihren mentalen Keller gehen, denn alle persönlichen Erfahrungen, können im Spiel verwendet werden. „Aber manche sollten da lieber nicht allein in seinen menthalen Keller oder zumindest eine Taschenlampe mitnehmen“, erzählt er metaphorisch. Im Saal sitzen hauptsächlich Schauspielerinnen und Schauspieler und sie alle wissen, was damit gemeint ist.



der Psychologe Thorsten Padberg forscht zum Thema Depression und psychischen Erkrankungen
v.l. Thorsten Padberg, Wolfgang Wimmer

Thorsten Padberg hat sich der Forschung und Heilung von Depression angenommen. Depression ist eine Volkskrankheit, allein in Deutschland leiden ca. 8 Millionen Menschen darunter. Es gibt so viele Missverständnisse im Umgang mit der Krankheit und diese deckt er in seinem Buch „Die Depressionsfalle“ auf. Bei einer physischen Erkrankung gibt es ein Symptom und eine Ursache. Beispielsweise hat man Husten und Halsschmerzen und die Ursache dafür ist eine Erkältung. Bei psychischen Erkrankungen ist meist das Symptom die Ursache selbst. Das heißt, eine rein medikamentöse Behandlung führt eigentlich nicht zur Heilung, ohne auch soziale und gesellschaftliche Umstände mit in Betracht zu ziehen, zu verändern oder zu bearbeiten.


Eine sehr emotionale Gesprächsrunde ende mit einem Satz von Thorsten Padberg: „Man muss sich nicht für sein Leid schämen“ – der noch sehr lange nach dem Panel bei mir und bei den Zuschauern im Saal nachhallt.


Du hast hier die Möglichkeit das gesamte Panel-Gespräch zu sehen:

Bo Rosenmüller, Coach Berlin 2022

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